19:00 Uhr: Verpuppte Kunst. Marionetten in der europäischen Avantgarde. online + Einstein Forum | Am Neuen Markt 7 | 14467 Potsdam
Die Spezies der Industriearchitektur, die Bernd und Hilla Becher in ihren Fotografien festhalten, ist vom Aussterben bedroht. Deswegen hat es sich das Künstlerpaar zur Aufgabe gemacht, diese "imposante Population" in ihren fotografischen Typologien zu verewigen. Europäische und nordamerikanische Hochöfen, Kalköfen, Fördertürme, Gasbehälter, Wassertürme oder Kohlebunker werden auf ihre morphologischen Bezüge hin untersucht, verglichen und zu Gruppen zusammengefasst. Als Denkmäler der industriellen Entwicklung zeugen sie von einer Zeit, in der "der Pott kochte".
Das Museum für Fotografie zeigt nun im Hamburger Bahnhof die erste große Retrospektive der beiden bedeutenden Düsseldorfer Fotografen. Hauptleihgeber der Werke sind die Künstler selbst. Seit über vier Jahrzehnten arbeiten Bernd und Hilla Becher zusammen an ihren Typologie- Blöcken und Einzelfotografien - immer in schwarz/ weiß, immer mit denselben fotografischen Mitteln, immer sind industriellen Sujets abgelichtet. Den Bechers geht es um "Stringenz und Klarheit bis ins letzte Detail". Dennoch ist keine der über 1000 in der Ausstellung zu sehenden Fotografien langweilig. Gerade im Zusammenspiel der Fotos innerhalb der einzelnen Typologie- Blöcke wird der streng dokumentarische Charakter der Lichtbilder gebrochen: so entwickeln z.B. die auf den ersten Blick völlig gleich aussehenden Wassertürme ein Eigenleben und werden im Vergleich zu ihren "Artgenossen" anhand von spezifischen Einzelheiten unterscheidbar.
Hinter den so anonym und neutral wirkenden Aufnahmen steckt eine Leidenschaft für die inzwischen historisch gewordene Industriearchitektur. Vor allem die Hochöfen haben es Hilla Becher angetan. Sie seien die "amorphsten und unarchitektonischsten Gebilde von allen": wo die Wassertürme "noch ihre Kostüme" anhätten und "schön gemacht sind", seinen die Hochöfen einfach das, was sie sind – Hochöfen.
So einfach und klar strukturiert die Aufnahmen der beiden Bechers wirken mögen - nicht immer war es leicht, an die Motive zu kommen. Weil sie sich gegen jedwede künstlerische Nachbearbeitung oder Verfremdung der Fotos entschieden hatten, waren Bernd und Hilla Becher auf das richtige Wetter, die richtige Jahreszeit und den richtigen Lichteinfall angewiesen ("Wir haben viel gewartet"). Um das gewünschte Resultat zu erzielen, haben sie viele Orte mehrfach aufgesucht, sind für die Aufnahmen auf Türme oder Bäume geklettert und haben im Weg stehende Eisenbahnzüge wegfahren lassen (bezahlt wurde mit einer Kiste Bier...). Manchmal hinderten sie Krisen oder Streiks daran, die Industriegelände betreten zu können. Einmal hatten sie gar mit einem Spionageverdacht zu kämpfen.
Der Einsatz hat sich gelohnt. Ihre "anonymen Architekturen" haben sich nachhaltig in die Fotografie- und Kunstgeschichte eingeschrieben und werden bestimmt nicht der Vergessenheit anheimfallen.
>Bernd und Hilla Becher. Typologien industrieller Bauten<
26.08. 2005 - 08.01. 2006
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