12 Uhr: im Rahmen der Ausstellung "Activist Choreographies of Care: perfocraZe International Artist Residency". neue Gesellschaft für bildende Kunst | Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin
Zeitsprung, Anlauf genommen – ein Sprung nach vorn in die Gegenwart. Kein Zuckerschlecken, denn das Bode-Museum strahlt Traditionsbewusstsein aus. Wie ein Schiffsbug richtet sich die Front auf. Der Museumstanker hat angelegt, der Eingang liegt auf einer Brücke. Die Aussage ist klar: Hier wird sogenannte Hochkultur gepflegt: Figuren aus der Antike, aus dem Mittelalter, Münzen mit Profilporträts von Herrscher*innen - ein Quell humanistischer Kultur.
Inmitten dieser klassischen Skulpturen und Plastiken findet die aktuelle Ausstellung Zeitsprung. Kunst sieht Kunst statt: Gezeigt werden 19 Werke von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Saar / Saarbrücken.
Vor den ersten Exponaten angelangt, verweist ein QR-Code auf eine Cloud. Dort sind Filme und digitale Formate hinterlegt. Beispielsweise von Melissa Pelk, wo eine animierte Raupe beharrlich über den Bildschirm robbt – ganz ähnlich der Raupe, die sich vor (hundert?) Jahren ihren Weg durch die Holzfiguren gefressen hat. Die Bahnen ziehen sich durch das Gewand über die Knie bis hinauf zur Hüfte.
Tamara Pick hat sich selbst im Museum fotografiert. Thema ist das fotogene Setting und die Sucht nach Selbstdarstellung in den herrschaftlichen Räumen. Gezeigt werden Fotos einer jungen Person vor der imposanten Treppe oder vor einem rokkokoartigen Spiegelkabinett.
Diana Kadochnikova wiederum erweckt mit einem Video eine Elfenbein-Platte tänzerisch zum Leben.
Alle Werke der Studierenden sind humorvoll, teils durch einfachen Mitteln wirkungsvoll gestaltet. Sie reagieren in unterschiedliche Weise auf das Umfeld, wobei keins der Werke einen vollkommen neuen Zugang sucht. Der Dialog über die Jahrhunderte hinweg scheint weniger um Auseinandersetzung als um Verständigung bemüht. So operieren viele der Werke mit der Wiederholung oder Fortsetzung – setzen zum Sprung und bremsen zugleich ab.
In einem anderen Raum des Museums geht es um die Darstellung der leidenden Frau (Mater Dolorosa / Schmerzensmutter). Zwischen einem Gemälde von El Greco (1587/1590) und einer Holzbüste von Pedro Roldan (1670/1675) hängt ein Plakat des Films Volver (2006) von Pedro Almodóvar. Hier wird über drei Medien und drei Jahrhunderte ein „Zeitsprung“ vorgenommen. Von der konkreten Präsentationsweise abgesehen wird offensichtlich im Kontext der anderen Werke der Bezug zum Heute hergestellt: sehr direkt, geradezu konfrontativ und didaktisch. Was sind die Gemeinsamkeiten der Darstellung? Was verraten sie über das Frauenbild der Zeit?
Weit weniger direkt werden die Arbeiten der Studierenden mit gelbem Ausstellungslabel, dem QR-Code, schließlich auf das private Smartphone verbannt. Im sogenannten „Projekt-Kabinett“, einem 15 Quadratmeter kleinen Raum, sind nochmals sämtliche Arbeiten versammelt. Dieses Kabinett liegt verborgen hinter prächtigen Kleiderpuppen (Raum 220), was durch die Platzierung in negativer Hinsicht pädagogisch degradierend wirkt. Hier setzt sich fort, was bereits beschrieben wurde: Die zeitgenössischen Kunstwerke sind nicht wirklich in die Ausstellung integriert.
Beteiligte Studierende der HBKsaar:
Ham Babaei, Clara Höferlin, Diana Kadochnikova, Nils Kammer, Haegang Lee, Thekla Lüken genannt Klaßen, Constanze Metzel, Anna Nau, Sarah Niecke, Melissa Pelk, Tamara Pick, Claudius Rodenbüsch, Heidrun Stern, Elisabeth Sunik und Jennifer Trenkel
Zeitsprung. Kunst sieht Kunst
HBKsaar zu Gast im Bode-Museum
Ausstellungsdauer: 15.02.2025 bis 13.04.2025
Bode-Museum
Am Kupfergraben, Eingang über die Monbijoubrücke
10178 Berlin
www.smb.museum
Titel zum Thema Bode-Museum:
Ein Sprung nach vorn in die Gegenwart ?
Nur noch bis 13. April 2025: Ausstellungsbesprechung zu Zeitsprung. Kunst sieht Kunst. HBKsaar zu Gast im Bode-Museum
Video: Sarkis - Ikonen im Bode-Museum
Der 1938 in Istanbul geborene und in Paris lebende Künstler Sarkis zeigt im Bode-Museum die Installation "Ikonen". Einen ersten Eindruck zur Ausstellung, die am 1.6.07 eröffnet wird, erhalten Sie hier:
ifa-Galerie Berlin
Alfred Ehrhardt Stiftung
a.i.p. project - artists in progress
Galerie Parterre
Verein Berliner Künstler