19 Uhr: zwischen dem Musiker und Künstler Manuel Sekou und Anna Zett im Rahmen der Ausstellung "Die Kids sind nicht alright!". Galerie Adlershof im Kulturzentrum Alte Schule | Dörpfeldstraße 54-56 | 12489 Berlin
ACUD MACHT NEU ist eine Art Kulturhaus in Berlin-Mitte: Neben Kino und Ausbildungsstätte gibt es im Hinterhof einen kleinen, nicht-kommerziellen Ausstellungsraum. Das Programm setzt sich mit den großen Themen Dekolonisierung, Feminismus, Queerness oder Embodied Practices auseinander – auf der Metaebene geht’s um unser Miteinander, unser Zusammenleben. Aktuell wird Krankheit bzw. die Trennlinie zwischen „gesund“ / „ungesund“ thematisiert. Die Ausstellung „Sicktopia“, kuratiert von SOMA Archives, konstruiert ein Zukunftsszenario, in dem wir gelernt haben, besser mit unseren Gesundheitszuständen umzugehen. Wir erkennen, dass die Unterscheidung der Kategorien „gesund“ und „krank“ ein Konstrukt ist. Dieses dient vor allem der Ausgrenzung und ist somit Teil einer Machtdynamik. Das Komplott setzt sich zusammen aus: Gesundsein, gehört werden, Macht haben und über Ressourcen verfügen.
Wie verschaffen sich „kranke“ Menschen einen Platz im Leben? Brauchen sie dazu Hilfsmittel, wie Tabletten, Krücken, Prothesen? Sind es diese Behelfsmittel, die nicht nur Teilhabe erlauben, sondern auch Gehör verschaffen? Die Künstlerin Almitra Pyritidis macht in ihrer Arbeit „The carrier bag theory of sickness“ sichtbar, welche Dinge für ihre Gesundheit notwendig sind: Medikamente, Hygieneartikel, ein Plastikbeutel und Cremes erscheinen auf den Fotografien wie durchleuchtete Taschen am Flughafen. Diese Dinge werden oft versteckt, Thema ist sozusagen die Unsichtbarkeit von Gesundheit.
Worin unterscheiden sich „gesund“ und „krank“? Ist es „gesund“, in dieser Gesellschaft zu funktionieren? Können wir in einem „kranken“ System „gesund“ sein? Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile. Eine eher klassische Kunstpräsentation auf der höheren Etage und den Ausstellungsteil von SOMA Archives. Dort werden auf einer kleinen Fläche rund 15 Beiträge versammelt. Sie sind alle über mehrere Sinne zugänglich, die sich absolut gleichrangig begegnen – das Foto wird nicht einfach durch eine Audiodeskription ergänzt, die Tonspur hat ihren eigenen künstlerischen Wert. Kein Sinn wird benachteiligt, und so löst sich auch die Trennung zwischen einem visuellen Kunstwerk und einer auditiven Ergänzung für Menschen, die beispielsweise nicht sehen können, auf. Direkt am Eingang wird der Einführungstext, der im Wesentlichen aus einem Wandtext und einem Flyer besteht, in mehrere Sprachen übersetzt: Deutsch, Arabisch, Englisch, Gebärdensprache, Brailleschrift,... Es werden ganz selbstverständlich gleich mehrere Zugänge integriert, für viele Museen ein wünschenswerter Vorsatz!
Yon Natalie Mik übersetzt in „Touch Journal“ einen Workshop zum Thema Körper und Berührung in eine künstlerische Arbeit. Dabei verbindet sie Ton, Text und Bild: Zu hören sind Stimmen aus dem Workshop. Fotos von Menschen sind gefaltet, geknickt, gebogen, so dass sie verknotet, flach und verfremdet wirken. Sie sind kaum mehr erkennbar. Dazu beschreiben poetische Texte menschliche Körper, wiederum umgeben von leblosen Körpern, Gegenständen, mit denen wir zusammenleben: Eine Decke, deren Schwere uns in die Matratze sinken lässt, ein Laptop als Kissen.
Archive präsentieren sich häufig mit einer Fülle an Material, sie erscheinen als Fundgruben und in diesem Fall als Ort einer politischen Sammlungspraxis: Der zugehörige Text fasst Archive als Daseinszustand, als atmende, fluide Gebilde. Das Archiv wird als lebendiger Ort gedacht, der auch Gefühle speichert. Auf einem kleinen Altar von Noah Gokul finden sich gleich zahlreiche Objekte, die Erfahrungen und Geschichten von Körpern festhalten. Besuchende sind eingeladen, diese Ansammlung zu ergänzen.
Ausstellungsdauer: FR 18.10.- So 17.11.2024
ACUD Galerie
Veteranenstr. 21
10119 Berlin
acudmachtneu.de
Titel zum Thema Acud Galerie:
Bleib gesund im kranken System. Die Ausstellung Sicktopia bei ACUD MACHT NEU
Ausstellungsbesprechung: ACUD MACHT NEU ist eine Art Kulturhaus in Berlin-Mitte: Neben Kino und Ausbildungsstätte befindet sich im Hinterhof eine kleine, nicht-kommerzielle Ausstellungsfläche.
Schloss Biesdorf
VILLA HEIKE
Rumänisches Kulturinstitut Berlin
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
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