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Berlin Daily 23.11.2024
Gespräch mit Nanne Meyer

19 Uhr: Künstlerin mit dem Schwerpunkt Zeichnung. Im Rahmen der Finissage zur Ausstellung "(Dis)ordering Things". oqbo | raum für bild wort ton | Brunnenstr. 63 | 13355 Berlin

Eine Erzählung in Bildern

von Daniela Kloock (18.05.2024)
vorher Abb. Eine Erzählung in Bildern

Helmut Newton, Patti Hansen in Yves Saint Laurent, Promenade des Anglais, Nice 1976, © Helmut Newton Foundation, courtesy Condé Nast

Über die Ausstellung CHRONORAMA – PHOTOGRAPHIC TREASURES OF THE 20th CENTURY in der Helmut Newton Stiftung Berlin.

Das 20. Jahrhundert, ein Jahrhundert der großen Kriege und Katastrophen, der Neuordnung der Welt, war auch das Jahrhundert, in dem die Bilder als „tonangebende“ Medien die Schrift verdrängten. In allen Lebensbereichen gewannen sie an Einfluss. Der Film lieferte die nötige Propaganda und die Alltagsästhetik, allen voran die Mode, wurde von Fotografien bestimmt. Sie zeigten, woran man sich stilmäßig zu orientieren hatte. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Auch darüber beginnt man nachzudenken, wenn man die knapp 300 Fotografien betrachtet, die derzeit in der Helmut Newton Stiftung zu sehen sind. „Chronorama“, so ihr Titel, zeigt Bilder weltberühmter Fotograf:innen aus den Jahren 1910 bis 1979, die diese für Modemagazine produziert haben, allen voran für die „Vogue“ oder die „Vanity Fair“. Abgelichtet wurden vor allem die Berühmtheiten der jeweiligen Zeit.

Wie sahen sie aus, die Reichen und Schönen, die Models und Stars der „Roaring Twenties“ oder der biederen 1950er Jahre? In den großzügigen Räumen kann man sie (wieder) entdecken. Vor allem aber wird deutlich, wie die Fotograf:innen - und hier sind wirklich alle versammelt, die je in dieser Kunst Rang und Namen hatten - ihre „Sujets“, ihre „Celebrities“ in Szene setzten.

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Cecil Beaton, Actress Marlene Dietrich, Vanity Fair, 1932, © Condé Nast

Die Fotografien, allesamt Vintage-Prints, stammen aus dem Archiv eines der größten globalen Medienplayers „Condé Nast“ (zu dem auch Vogue/Vanity Fair oder New Yorker gehören) und wurden 2011 von der Pinault Collection erworben. Die Ausstellung präsentiert sie chronologisch, wobei kurze Texte an den Wänden wichtige Hintergrundinformationen liefern. In Vitrinen veranschaulichen Zeitungsseiten der Magazine, wie die Bilder gedruckt und im jeweiligen Layoutstil aussahen. Es ist eine Zeitreise, eine kulturelle Erzählung über das Bilder-nehmen des vergangenen Jahrhunderts - aber auch eine Erinnerungsarbeit an all jene, die vielleicht schon längst vergessenen sind. Gleichzeitig aber entsteht auch ein „Feeling“ für die jeweiligen Bildästhetiken. Wie sich Kompositionen, Lichtführung oder Arrangements veränderten, welche Ideen bestimmte Fotografen und Fotografinnen verfolgten, all das kann entdecken, wer sich genügend Muße nimmt und die überbordende Fülle nicht zu schnell an sich vorbeiziehen lässt. Schon frech, um nur EIN Beispiel zu erwähnen, wie Cecil Beaton Marlene Dietrich ablichtet. Ihr Gesicht muss hier größenmäßig mit einer riesigen Amaryllisblüte um Aufmerksamkeit konkurrieren.

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Direktor / Kurator Dr. Matthias Harder beim Presserundgang. Foto: Daniela Kloock

Doch nicht nur die Prominenz und die Stars der jeweiligen Zeit, und das Können der FotografInnen gilt es zu bewundern, sondern auch manches, was aus dem Kontext des Glamours herausfällt, macht nachdenklich. Wie etwa die Bilder der Londoner Kriegsruinen von Cecil Beaton oder die Fotografien von Lee Miller. Sie, die in den 1920er Jahren selbst ein begehrtes Model war und später als Muse der Surrealisten galt, reiste als eine der wenigen Kriegsreporterinnen an die Front. Sie fotografierte beispielsweise die Bombenabwürfe bei St. Malo. Bekannt wurde sie jedoch mit ihren Fotografien aus den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald nach der Befreiung. Eines ihrer besonders erschütternden Bilder zeigt die Ausstellung: eine junge Französin mit kahlgeschorenem Kopf, verhört und beschuldigt als deutsche Kollaborateurin.
So bleibt neben dem Genuss über die mehrheitlich schönen Fotografien auch das nie endende Erschrecken über die Verbrechen des letzten Jahrhunderts. Eine großartige, rundum empfehlenswerte Ausstellung.

CHRONORAMA
Photographic Treasures of the 20th Century

Ausstellungsdauer: 15. Februar – 20. Mai 2024

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag 11 – 19 Uhr
Donnerstags 11 – 20 Uhr
Montags geschlossen

Helmut Newton Foundation
Jebensstraße 2
D – 10623 Berlin
www.helmut-newton-foundation.org

Daniela Kloock

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Titel zum Thema Helmut Newton Foundation:

Eine Erzählung in Bildern
Noch bis Montag, den 20.5.: Die Ausstellung CHRONORAMA – PHOTOGRAPHIC TREASURES OF THE 20th CENTURY in der Helmut Newton Stiftung Berlin. --> Ausstellungsbesprechung

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