Irritierend: Inmitten einer verwunschenen Landschaft steht ein Bett, verlassen scheint es zu schweben. Sowohl Landschaft als auch Bett sind uns bekannt, zusammen aber erschaffen sie ein surreales, nahezu fantastisches und zeitloses Moment, das Fragen aufwirft.
Tessa Wolkersdorfer (*1982), Preisträgerin des Berlin Hyp-Preises 2015, zeigt in einer Einzelausstellung „homescapes“ Gemälde, die die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum aufheben. Die Ausstellung ist vom 3. Juni bis 26. August 2016 im Foyer der Berlin Hyp zu sehen.
Kristian Jarmuschek, Messedirektor der Positions Berlin Art Fair.
Mehrheitlich sind es Designermöbel aus dem Mid-Century, die die Künstlerin in der Natur ‚aussetzt‘. „Homescape“, lautet das erste Wort der meisten Titel, lässt ein Heimatgefühl - außerhalb der vier Wände - entstehen. Sei es die skandinavische Teakholz-Kommode oder das Sessel-Ensemble aus den 50ern - nie ist in Wolkersdorfers Gemälden klar ersichtlich, wann der Innenraum anfängt respektive der Außenraum aufhört.
„Homescapes“ im Außenraum: kein Zufall, denn die junge Nürnberger Künstlerin drückt in ihren Werken ihre Liebe zur Natur aus, wie sie in einem persönlichen Gespräch erzählt.
In verschiedenen Maltechniken - meist Tusche und Acryl - kontrastiert Wolkersdorfer gekonnt Wischtechniken mit präzise genauen Darstellungsweisen. Fotorealistisch heben sich die Möbel von der verwunschenen, oftmals abstrakt wirkenden (Natur-)Landschaft ab, dennoch sind sie im Einklang miteinander. Den Zugang zu ihrer zeitlosen und surrealen Welt schafft sie durch bereits Bekanntes, den stylischen Designklassikern, die seit einiger Zeit wieder ein Revival erleben.
Tusche, Acryl und Wachs auf Leinwand, 90 x 70 cm, Courtesy positions
Zweifelsohne erinnern Wolkersdorfers Gemälde an René Magrittes „La condition humaine“ - zwei gleichnamige Werke des Künstlers, die eine Leinwand - das Bild im Bild - vor einem Fenster mit Ausblick auf eine Landschaft zeigen. Das Dargestellte auf der Leinwand setzt sich in der dahinterliegenden Landschaft nahezu nahtlos fort, sodass Vorder- und Hintergrund ineinander übergehen.
So spielt auch die Künstlerin mit dem Bild im Bild. In ihrem Werk „blurring outdoor home - Lager“ sind neben dem Interieur gerahmte Bilder auf einer imaginären Wand angebracht. Aufgrund der Multiperspektivität und des fehlenden Übergangs von Boden und Wand wird die Eindeutigkeit verweigert.
Ist die Wand tatsächlich eine Wand? Zeigt eine Tapete lediglich eine Waldlandschaft oder befindet sich das Innen im Außen und lässt die Bilder frei in der Natur schweben? Ein Rätsel, das vielleicht gar nicht gelöst werden muss.
Tessa Wolkersdorfers Werke wurden auf der Positions Berlin Art Fair 2015 von der Frankfurter Galerie Greulich präsentiert.
Öffnungszeiten: werktags 10 - 18 Uhr
Berlin Hyp, Budapester Straße 1, 10787 Berlin
Weitere Informationen: tessa-wolkersdorfer.de
Titel zum Thema Tessa Wolkersdorfer:
Das Innen im Außen - Tessa Wolkersdorfer in der Berlin Hyp
Ausstellungsbesprechung: Irritierend: Inmitten einer verwunschenen Landschaft steht ein Bett, verlassen scheint es zu schweben.
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
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Max Liebermann Haus
Haus am Lützowplatz / Studiogalerie