19 Uhr: Verschieden glauben, gemeinsam in Frieden leben mit Imam Osman Örs, Theologin Patricia Böckmann. Im Rahmen der Ausstellung "#Gemeinsam leben #Ohne Hass und Antisemitismus". Nur mit Anm. info@vbk-art.de
Jonathan VanDyke, Still from The Long Glance, ©Jonathan VanDyke
Jeder Portier in Recife bewacht nicht nur das noble Anwesen seines vermögenden Arbeitgebers, er bewacht jeweils auch eine Skulptur am Eingang der feudalen Anlage. Denn die Stadt im Nordosten Brasiliens ist eine „Stadt der schönen Künste“. Zumindest will es so ein kommunales Gesetz, das in den 60er Jahren eingeführt wurde. Es sieht vor, dass die unbebaute Fläche aller Gebäude über 1000 qm ein dreidimensionales Kunstwerk beinhalten muss - „mit erkennbarem künstlerischen Wert“.
Kunst hat in Recife offensichtlich einen hohen Stellenwert. Doch wie sehen das die Menschen, die jeden Arbeitstag mit den Objekten verbringen? Die brasilianische Fotografin Bárbara Wagner und der irische Künstler Benjamin de Burca haben den Portiers der luxuriösen Anwesen Fragebögen zu den Kunstwerken ausgeteilt – und ebenso ehrliche wie verblüffende Antworten erhalten. „Ich bin kein großer Kunst-Fan“, bekennt Henrique, „ist nicht so mein Ding“. Funchal, selber ein Hobby-Künstler, hat sich tiefergehende Gedanken über die abstrakte Skulptur auf seinem Anwesen gemacht: „Halb Frau, halb Ente. Eigentlich wie die Mona Lisa. Sehr ruhig, zufrieden mit ihrem Leben, kein Stress.“
Um die Rezeption von Kunst sowie die Rezeption der Rezeption von Kunst geht es in einer Ausstellung, die bis zum 31. Januar 2015 in der Kleinen Humboldt Galerie im Lichthof Ost im Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin zu sehen ist.
Von der Nicht-Rezeption von Kunst hingegen handele die Dokumentation „Selfie Incident“, erklärt der Kurator Sebastian Peter. In einer New Yorker Zuckerfabrik hat die afroamerikanische Künstlerin Kara Walker den Stereotyp einer nackten schwarzen Mummy geformt – und damit einen Selfie-Boom ausgelöst. Die Ergebnisse waren auf Instagram zu besichtigen. Ein Selfie Generator in der Ausstellung verlockt nun auch die Berliner Besucher, sich vor Walkers Figur ablichten zu lassen. „Ich hoffe inbrünstig, dass niemand das tun wird“, erklärt Peter.
Auf wenig Gegenliebe bei den Adressaten stieß die ironische Aktion „Fax-Back“ des Künstlerkollektivs BANK von 1999, das die Pressemitteilungen namhafter Galerien analysierte, leere Phrasen des Kunstjargons herausarbeitete und das „überarbeitete“ Resultat zurückschickte.
Ganze 40 Stunden verbrachte Jonathan VanDyke vor einem Gemälde Pollocks. „The Long Glance“ lautet daher der Titel der Dokumentation. VanDyke gibt an, während dieser Zeit auch seine Umwelt immer sensibler wahrgenommen zu haben. So habe er bemerkt, dass Pollocks virtuoses Bild die meisten Besucher verführt habe, in Bögen zu laufen.
Dan Perjovschi, moma entrance, ©Dan Perjovschi
Pointiert und frech wiederum hat Dan Perjovschi den Museumsbetrieb mit knappen Strichen karikiert, während Falke Pisano in einem Video den Fotoband „Chillida“ von David Finn, in dem dieser die Arbeiten Chillidas beschreibt, vorstellt. Einem inneren Monolog gleich äußert sie mit monotoner Stimme ihre Gedanken. Es sei schwer gewesen, sich vom gedanklichen Kosmos Finns zu lösen, so die Künstlerin.
Gänzlich unbefangen soll sich der Besucher der Ausstellung „Reception of Reception“ nähern, wünscht sich Sebastian Peter. So wurde auch weitgehend auf Begleittexte verzichtet. Der Betrachter soll sich auf sein Auge verlassen und eigene Gedanken entwickeln. Für Fragen sitzt ständig ein Student in der Ausstellung, der auf Wunsch auch eine umfangreiche Broschüre verteilt. Peter möchte so ein Gegengewicht setzen – ein Gegengewicht zur Achtlosigkeit der „Generation Selfie“.
Ausstellungsdauer: 12. Dezember 2014 - 31. Januar 2015
Reception of Reception
Kleine Humboldt Galerie
Lichthof im Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Öffnungszeiten während der Ausstellung:
Mi - Sa 12 - 18 h / immer samstags um 15 Uhr Führung
Titel zum Thema Reception of Reception:
Generation Selfie - "Reception of Reception" Kleine Humboldt Galerie Berlin
Ausstellungsbesprechung: Jeder Portier in Recife bewacht nicht nur das noble Anwesen seines vermögenden Arbeitgebers, er bewacht jeweils auch eine Skulptur am Eingang der feudalen Anlage.
Galerie im Körnerpark
a.i.p. project - artists in progress
Kommunale Galerie Berlin
nüüd.berlin gallery
Alfred Ehrhardt Stiftung